SA · 15.07.2023
Birgit Jones
Indiana Jones? Danko Jones? Bridget Jones? Ach was! Ab jetzt gibt es nur noch eine wahre Jones: Birgit Jones. Yepp: B-I-R-G-I-T – ein Name, so deutsch, wie es nur geht. Und warum auch nicht?
Birgit Jones ist 2018 schließlich in Berlin geboren. Das ist Deutschlands Hauptstadt – und wahrscheinlich bevölkert mit einem ganzen Haufen von Birgits. Durch etwas altmodisches Online-Dating ist es so weit gekommen. Nathalie verzehrte sich nach Gesellschaft, denn alleine hinterm Schlagzeug zu sitzen, macht echt keinen Spaß. Und – Halleluja! – hat sie sich da eine Gesellschaft angelacht: Rike, eine Gigantin hinter dem Mikrofon, und Kristin, die einen überlebensgroßen Bass spielt, der keinen Platz für eine armselige Gitarre lässt. Keine Ahnung, ob es schon beim ersten Date zu Knutschereien kam. Aber die drei haben sich immerhin eine saftige Pizza reingehauen und dabei dreckige Witze gerissen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und die kreativen Säfte sprudeln schnell. Der erste Song – Call Him – unterstreicht bereits ihre Trademarks. Das ist Rock mit drückenden Riffs, groovy Rhythmen und Rikes sexy Croon. Sexy auf eine Weise, die feministisch, selbstsicher, empowering und ein befreiender Spaß ist. Die heilige Dreifaltigkeit Birgit Jones kaut nicht auf einer Portion dröger Probleme mit dem Patriarchat herum – sie weist es mit ihrer Teflon-beschichteten Attitüde einfach von sich. Ihre größte Waffe ist Witz in der wasserdichten Rüstung des Rock’n’Roll. Zu finden ist das alles bereits auf Cheers To My Haters, der ersten EP von Brigit Jones, die im März 2021 erscheint. Und wie, bitte schön, könnte man die Kuschelrock-Cover-Referenz nicht innig lieben?!
Seitdem hat sich Birgit ein paar Hot Stone-Massagen gegönnt, ist tighter geworden und hat ihre Rock’n’Roll-Maschine gut geölt. Und da sind wir jetzt: Das Trio hat sein erstes Album Birgit Jones And The Desperate Cry For Fame aufgenommen. Alle Zeilen, Grooves und Riffs wurden in der Tonbrauerei von Thies Neu (Royal Republic, Drens…) aufgenommen und produziert, während Annette Steinkamp – die schon Songs für Farin Urlaub und Herbert Grönemeyer veredelt hat – ein paar Backings beigesteuert hat. Die dampfendheißen Songs haben danach ein sattes Mastering von Philipp Welsing bei Original Mastering bekommen. In strahlendem Pfirsich und Orange inszeniert sich Birgit Jones And The Desperate Cry For Fame mit Sex Sells direkt als Tipper Gores schlimmster Albtraum, in dem Birgit anpreist, was sie so zu bieten hat – und was Zeug*innen glotzäugig staunen lässt. Birgit liebt das wahre Wort – und verbreitet es in einem Mix aus Selbstisolation und Selbstironie in Too Hot For Pandemics. Wie gesagt: Birgit Jones’ mächtigste Waffe ist Witz. Etwa in Room For Rent, ein Song über Leute (sprich: Creeps), die noch aus jeder Situation ein Date rausschlagen wollen. In diesem Fall bei einer simplen Schlüsselübergabe. Birgit Jones singt den Refrain „Habitación para alquilar“ auf Spanisch, weil sie es kann. Okay, manchmal baut Birgit auch Mist. Etwa in Once Upon A Time. Da geht es um eine feuchtfröhliche Nacht voll blöder Ideen, die darin endet, dem Chef aus Versehen Nacktbilder zu schicken. Wir alle wissen: Das ist ein No-Go! Also nehmt den Song ernst und lernt aus Birgits Fehlern. Auf Birgit Jones And The Desperate Cry For Fame gibt es eine ganze Menge nützlicher Weisheiten. Hört ihr also besser gut zu. (Text: Jan Schwarzkamp)