Milliarden (by Christoph Voy)

SA · 23.07.2022

Milliarden

2013 gründeten Ben Hartmann und Johannes Aue eine Kreativschmiede für gestalterische Impulse, welche live umgesetzt zum absoluten Höhepunkt führen. Extase, Rausch, Tanz & absolute Hingabe zu einer der mitreißendsten Livebands sind nur ein Bruchteil der Gefühlserlebnisse, die dem geneigten Festivalbesucher beim Betrachten dieser großartigen Band widerfahren werden. Wir freuen uns außerordentlich und springen jetzt schon mit gepudertem Gesicht ums Himbereis!

Die Unschuldsfrage steht auf jedem Etikett, jeder Inhaltangabe, im Kleingedruckten jedes Kontoeröffnungsformulars. Und wenn es Vordrucke für Zwischenmenschliche Begegnungen gäbe, würde sie prophylaktisch vermutlich auch darin zum Abhaken auftauchen. Es ist zum Schlechtwerden und längst überfällig, einen anderen Umgang mit der Unschuld zu finden – vielleicht sogar eine andere Sprache. Um die kämpft die Berliner Band Milliarden auf ihrem neuen Album „Schuldig“ mit aller Macht, allen Beilen, allen Steinen, allen Macheten, aller Wort- und Musikfindungsoriginalität.

„Himmelblick“, die Single-Auskopplung, ist in ihrer Ambiguit t ein ohrenreibendes Amuse-Gueule vor dem Album-Hauptgang: zum Mitklatschen folkrockig in der Musiksprache, voller Ekel und Schönheit in der Aussage. Tut es schon weh? Nein? Ist ja sowieso alles egal, über den Wolken, im Flieger über dem Kriegsgebiet. Hauptsache, jemand guckt verliebt. Und, Baby, wenn das nagende Gefühl im Bauch besonders nagt, fi**en wir den Tod einfach weg. Es wächst ja wieder Neues heran, das auch irgendwann egal wird. Tut es jetzt weh? Immer noch nicht? Rasch auf die Bordtoilette zum schnellen Sex! Dir, mir, uns, denen, allen ist ja ohnehin alles egal.

Milliarden kommen aus Berlin. Sie sind zu zweit. Auf der Bühne und zur Einspielung von zweimal Ideenrausch sind sie in der Regel mehr als Zwei. Milliarden machen Rockmusik. Sie können aber auch Pop wie weiland XTC. Also vom Feinsten. „Schuldig“, das dritte Album, das, nochmal eingestreut, ihr neues ist, bewegt sich musikalisch und inhaltlich weg von dem was war, hin zu dem was ist. Milliarden sind jetzt, soweit man 2022 eigenständig sein kann, autark, sie haben ein eigenes Plattenlabel gegründet: „Zuckerplatte“.